Pädagogik
Montessori-Pädagogik
„Hilf mir es selbst zu tun“
In unserem Kinderhaus begleiten die pädagogischen Fachkräfte das einzelne Kind dabei, die Welt zu entdecken. Sie geben dem Kind Hilfestellung, sich in seiner Selbständigkeit und Selbstbestimmtheit weiterzuentwickeln.
Sensible Phasen
Der Mensch durchläuft in seiner Entwicklung sensible Phasen. Montessori wies diese Phasen sehr detailliert nach, in denen der Mensch durch die ihm eigene Dynamik von innen heraus sehr empfänglich für bestimmte Lebens-, Lern- und Entwicklungsprozesse ist, die er dann mit einer Selbstverständlichkeit aufnimmt, die einem Schwamm gleicht, der Wasser aufsaugt.
Ein wichtiger Aspekt dieser Erkenntnis ist, dass sich nicht allen Menschen zur gleichen Zeit – das meint: im gleichen Alter – diese sensiblen Phasen eröffnen. Die Herausforderung ist, sie im pädagogischen Alltag zu erkennen und dann gezielt zu fördern. Bereits im Kinderhaus werden mit dem Montessori-Material Angebote formuliert (so z.B. zu Zahlen- und Mengenverständnis, Schrift und Sprache, Naturwissenschaften, Geografie und Übungen des täglichen Lebens).
Durch den intensiven Austausch zwischen Kinderhaus und Grundschule kann das Kind nach dem Eintritt in die Schuleingangsphase an den Wissens- und Bildungsstand anschließen, den es sich bis zum Ende seiner Kinderhaus-Zeit bereits erarbeitet und angeeignet hat.
Freiheit
Eine grundsätzliche Freiheit bei der Wahl der Aufgaben muss nach Montessori gegeben sein, um selbstbestimmte Lernprozesse zu ermöglichen.
Jedes harmonisierte Kind besitzt genügend Eigenmotivation, um mit vorbereitetem Material eigenständig zu arbeiten, nachdem es eine Einführung oder Darbietung erhalten hat. So gelangt es zur zwanglosen Selbsterziehung und Selbstdisziplin, da es in seinem Tun und Lernen „aufgeht“.
Im pädagogischen Alltag verstehen sich pädagogische Fachkräfte als Lernbegleiter*innen, die individuelle Angebote unterbreiten, die Prozesse aufmerksam beobachten und unterstützend zur Seite stehen.
Sie gewährleisten auch, dass die Kinder den Unterschied zwischen Freiheit und Willkür verstehen, damit sie entsprechend ihres „eigenen Bauplans“ ihr Potenzial voll entfalten können. Ein sinnhafter Umgang mit sich selbst und der eigenen Lernwelt ist das Ziel.
Grenzen
Nur mithilfe von (sinnhaften) Grenzen kommt der Mensch zur optimalen Entfaltung. Dazu gehören Grenzen durch die Umgebung – Ordnung spielt hierbei eine zentrale Rolle – und Grenzen, die das Zusammenleben in der Gruppe betreffen – nur so können soziale Beziehungen aufgebaut werden.
Ein harmonisiertes Kind nimmt die so gesetzten Grenzen dankbar an, denn nur in Kenntnis der Regeln des Miteinanders ermöglicht sich ihm die freie Entfaltung des Geistes, der Kreativität und der Persönlichkeit.
Polarisation der Aufmerksamkeit
Ein sich-vertiefen in die frei gewählte Arbeit führt zu einem authentischen und damit in seinem Ergebnis im Langzeitgedächtnis gespeicherten Lernprozess. Kinder verfügen bereits früh über die Fähigkeit, sich mit Dingen oder Aufgaben zu beschäftigen, für die sie sich interessieren – mitunter über einen verhältnismäßig langen Zeitraum.
Dieses Phänomen ist ebenfalls eng mit der Anerkenntnis der Theorie der sensiblen Phasen verknüpft. Gegenseitiger Respekt mit der Prämisse, andere nicht in ihrem Prozess zu stören, ist dabei eine wichtige Grundhaltung im Alltag, die in unseren Einrichtungen auch eingefordert wird.
Rolle der Pädagog*innen
Montessori definierte die Rolle der Pädagog*innen neu. Ihre Aufgabe ist es, in erster Linie zu beobachten, sich selbst zurückzunehmen und den Entwicklungsprozess des Kindes zu verfolgen.
Sie formulieren Angebote und stehen zur Verfügung, wenn das Kind Hilfe benötigt. Die Umgebung wird so vorbereitet, dass das Kind von sich aus tätig werden kann.
Zugleich sind sie „Partner“ der Kinder, die zur Selbstreflektion ermutigen, Rückmeldungen geben und die Einhaltung der Regeln der Einrichtungen sicherstellen.
Eine wertschätzende Haltung tadelt, straft und bewertet nicht, bietet jedoch Halt und Sicherheit durch die Etablierung von Regeln und Grenzen.
Kosmische Erziehung
Lernen darf nach Montessori nicht bedeuten, dem Kind zusammenhanglos Wissen aus verschiedenen Lernbereichen zu vermitteln, sondern es von Anfang an den großen Zusammenhang und die Gesetzmäßigkeiten einer Ordnung innerhalb des „Kosmos“ erfahren zu lassen. „Kosmos“ bedeutet nicht nur das Wissen um die Gesetzmäßigkeiten in der Natur, sondern auch das Bewusstwerden der Wechselbeziehungen von Mensch und Natur sowie der Menschen untereinander.
In der “Kosmischen Erziehung” geht es deshalb vor allem darum, die Kinder dabei zu unterstützen, ihren Platz im „großen Ganzen“, d.h. in der Welt, zu finden. Weiß das Kind um seinen eigenen „Standpunkt“ in der Welt, wird ihm auch die Verantwortung, die es durch sein Handeln in dieser Welt innehat, bewusst. Kosmische Erziehung soll sich dabei nicht auf kognitive Zielsetzungen beschränken, besondere Bedeutung kommt der Projektarbeit zu.